Das tief eingeschnittene Lammertal, die zahlreichen Höhlen im Tennengebirge, unzählige Bäche, Flüsschen und Seen: Die Fülle und Urkraft des Wassers werden in Abtenau auf Schritt und Tritt sicht- und erlebbar.
Im Jahr 1863 entdeckte ein durstiger Jäger die zwei Abtenauer Quellen. Recht verwundert war der Waidmann damals über den salzig-herben Geschmack. Rasch war klar, dass es sich hier um ein ganz spezielles Wasser handelte.
Es ist ein unscheinbarer Felsspalt, knapp fünf Kilometer vom Ortszentrum von Abtenau entfernt, aus dem die Rupertus- und Annaquelle sprudeln. Ihr Wasser ist besonders reich an Natrium, Calium, Chlorid und Sulfat.
Bereits vor über 100 Jahren wussten die Menschen im Lammertal von der heilsamen Wirkung. 1871 wurde rund um die Quelle das damalige „Zwieselbad“ errichtet, wobei das Heilwasser vor allem für Inhalationen, Trinkkuren und Bäder eingesetzt wurde.
Ab 1930 wurde das Heilwasser dann sogar in Flaschen abgefüllt, etikettiert und verkauft und konnte so auch außerhalb Abtenaus zu Trinkkuranwendungen verwendet werden.
Doch dann geriet das Abtenauer Bad zunehmend in Vergessenheit. Im Rahmen einer klinischen Studie des Instituts für Ökomedizin an der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität Salzburg wird der Tennengauer Gesundheitsschatz nun zu neuem Leben erweckt.
Die Ergebnisse dieser Studie zeigen, dass die Natrium-Calcium- Chlorid-Sulfat-Mineralquelle wie ein echter Jungbrunnen wirkt. Die Kombination aus Bewegung am Berg und Baden im Abtenauer Heilwasser stärkt das Immunsystem und erhöht nachhaltig die körperliche und geistige Leistungsfähigkeit.
Damit bietet Abtenau die besten Voraussetzungen für einen Gesundheitsurlaub mit Langzeitwirkung.
Abtenau will die alte Heilquelle touristisch nutzen und in den Gesundheitstourismus einsteigen. Nicht eines der vielen Wellness-Angebote soll es sein, sondern ein echtes Gesundheitsangebot. Vorrangiges Ziel sei es, die Menschen davon zu überzeugen, dass sie etwas Gutes für ihre Gesundheit tun, wenn sie in Abtenau Urlaub machen. „Sie sollen nicht erst kommen, wenn sie bereits krank sind.“
Zurzeit steht dem Ort leider noch keine adäquate Infrastruktur für eine Badeanwendung im Abtenauer Heilwasser zur Verfügung, allerdings ist bereits ein ganzheitliches und nachhaltiges Konzept für ein Jungbrunnen-Kompetenzzentrum in Planung.
Das Heilwasser aus der Rupertusquelle soll ins Ortszentrum geleitet und damit touristisch besser nutzbar gemacht werden.
Ein neuer Heilwasserbrunnen wird im Ortszentrum errichtet, damit das besondere Wasser in Zukunft nicht nur abseits vom Zentrum entnommen werden kann.
Ab 2022 soll für alle ein Jungbrunnen-Urlaub in Abtenau möglich sein!
Die Heilkraft des Wassers
Eine Studie mit der PMU (Paracelsus Medizinische Privatuniversität) belegt den gesundheitlichen Nutzen.
140 ältere Menschen zwischen 65 und 85 Jahren haben dafür eine Woche lang ein Programm mit bestimmten Bergwanderungen absolviert und dann im Wasser der Abtenauer Quelle gebadet, schildert der wissenschaftliche Leiter der PMU-Studie, Arnulf Hartl.
„Dabei haben wir herausgefunden, dass eine Kombination aus Bewegung und täglichem Baden im Abtenauer Heilwasser das menschliche Immunsystem stärkt und den Gleichgewichtssinn verbessert, was gerade im Alter besonders wichtig ist“, sagt Hartl.
Das Heilwasser wirkt in Kombination mit Bewegung an der frischen Luft positiv auf das Immunsystem.
Dies kann bei einer geführten „Jungbrunnen-Wanderung“ erlebt werden. Bei einer leicht anspruchsvollen Wanderung erfährt man schon jetzt viel Wissenswertes über die Heilquellen, deren Geschichte und Wirkung. Finaler Punkt der Wanderung sind die Heilquellen im Abtenauer Ortsteil Hallseiten, wo das Wasser verkostet und in kleinen Fläschchen abgefüllt wird. Die Wanderung findet im Sommer, im Rahmen des wöchentlichen Wanderprogrammes statt.
DATEN UND GESCHICHTE DER HEILQUELLE
Im Sommer 1863 war Oberförster Hermann Ringel mit einigen Gehilfen am Fuße der „Zwieselalm“ mit Vermessungsarbeiten beschäftigt. Dabei kamen sie zu einer Quelle, das Wasser schmeckte salzig–herb. Er vermutete eine Heilquelle und unterrichtete davon den Kammerdiener des Herzogs von Baden, einen gewissen Herrn Heuss. Dieser glaubte an eine wirtschaftliche Nutzung und beantragte eine Untersuchung des Wassers. Er nahm ein Darlehen auf und erwarb den Wiesen- und Waldbestand samt Stadl von „Oberschwaighof“.
Bereits 1871 wurde ein Hotel mit Bädern, das sogenannte „Zwieselbad“ vorher „Handelhof“ errichtet. Das Heilwasser sowohl der St. Rupertusquelle als auch der Annenquelle ist besonders für Inhalationen, Trinkkuren und Bäder geeignet (Natrium-, Calcium-, Chloridund Sulfat- Mineralquellen – erstes balneologisches Gutachten vom 7. April 1893 ergab Aufschluss über die Heilwirkung). Erste Erfolge wurden bereits 1891 bestätigt. Die Qualität wurde sogar höher bewertet als jene der Quellen von Karlsbad. Wegen des hohen Kapitaleinsatzes blieb jedoch der wirtschaftliche Erfolg aus, die Liegenschaft wurde versteigert. Da auch die prognostizierte Frequentierung nicht eintrat, kam es zu mehrmaligem Eigentümerwechsel.
1913 übernahm Peter Robert Badrutt, Pionier der Erschließung von St.Moritz, das Anwesen. Er veranlasste eine Adaptierung des Hauses auf den modernsten Standard (52 Zimmer, elektrische Beleuchtung, Zentralheizung, Tennisplatz, Telefonanschluss, 6 Badekabinen).
1926 erwarb die „Deutsche Eisenbahnergewerkschaft“ die Liegenschaft, ein beachtlicher wirtschaftlicher Aufschwung war die Folge.
Ab 1930 wurde das Heilwasser auch in Flaschen abgefüllt und verkauft.
1956 übernahm die „Kurhaus Abtenau – Bad – Ges.mbH“ den Besitz, 1963 ging er an das „Salzburger Jugendferienwerk“ über.
1965 erfolgte über Auftrag der Saline eine Bohrung nach Salz. Da das Ergebnis negativ ausfiel, stellte man die Arbeiten nach knapp 700 m ein. Der damit befasste Geologe vermutete jedoch Thermalwasser bei einer Tiefe von etwa 1.000 m.
Bereits 1967 verhandelten die Eigentümer mit der Gemeinde über die Errichtung eines Trinkbrunnens bzw. einer Trinkstube im Ortskern.
Der Entwicklungsplan aus dem Jahre 1973 sieht im Zentrum eine Kuranstalt vor.
Mit Kaufvertrag vom 16.12.1997 hat die Gemeinde Abtenau beide Heilquellen erworben (tägliche Schüttung 148 m³, 1961 offiziell als Heilvorkommen anerkannt).